Eric ist ein cooler Küchenchef, souverän, seit Jahren in Zermatt, wertgeschätzt, toll. Nun muss er aus seiner Wohnung raus. Sie wird kaltgestellt, wahrscheinlich, renoviert, und verspekuliert. Dann wird jemand in die Wohnung einziehen, der nicht hier die Steuern bezahlt, nicht in unseren Läden täglich einkaufen wird, gerade Zeit findet zwei bis vier Wochen Zermatt zu besuchen. Abgesehen von diesen wenigen Tagen werden die Betten kalt und die Fensterläden geschlossen.
Zermatt hat ca 6000 Menschen die hier leben. Falls ca. 1000 davon in Studios oder Zimmern wohnen, leben ca. 5000 in Wohnungen. Falls ca. 2 Personen pro Wohnung zusammentreffen, werden in Zermatt 2500 Wohnungen von hier lebenden bewohnt. Falls die Zweitwohnungsbesitzer sich pro Woche von den hier Lebenden Mietern zwei Wohnungen aneignen, muss in Zukunft pro Woche eine Familie und eine Einzelperson, oder gar zwei Familien eine neue Wohnung finden. Pro Jahr sind das hundert, und in 10 Jahren bleiben von den 2500 Wohnungen gerade noch 1500 für die hier Lebenden und Arbeitenden. Die anderen leben dann in Täsch, Randa, übervölkern vielleicht sogar St. Niklaus und Stalden. Heute schon leben Arbeitnehmer in Visp, die bei einer Zermatter Firma angestellt sind und ausschliesslich in Zermatt wären.
Wollen wir das? Ich weiss von mindestens zwei langjährig in Zermatt arbeitenden, die zwischen Weihnacht und Neujahr mehrere Nächte auf dem Fussboden wo auch immer möglich schliefen, nachdem Sie um ein Uhr früh in den Bars mit schüchternem Gesichtsausdruck Bekannte und sogar Unbekannte um Unterkunft gebeten hatten. Einer von Ihnen hatte am Vortag auf dem Fussboden im Zimmer eines Kollegen schlafen dürfen - der Arbeitgeber hat es entdeckt und am Abend danach war er auf der Strasse - bei minus 12 Grad.
Sagt jetzt bitte nicht "selber Schuld".
Die Wohnungen, die heute dem Zweitwohnungsgesetz nicht unterstellt sind, sind unmittelbar einem Sinn machenden Verkaufskontingent zu unterstellen. Der aktuellen Wohnungsnot für Einheimische und hier Arbeitende ist Rechnung zu tragen. Es braucht eine unmittelbare Massnahme. Bis zur Umsetzung soll ein Verkaufsstop sämtlicher Wohnungen auferlegt werden.
So lautet mein Antrag an die Gemeinde, knapp zwei Wochen alt. Angespornt dazu hat mich ein allgemein respektierter, selber respektvoller Zermatter, weise und reich mit Erfahrung.
Ich will, dass der Antrag durchgeht. Das Thema ist zu diffizil, als dass der Antrag als von der falschen Adresse stammend verschleppt wird. Warum die Gemeinde selber ohne Impuls von aussen passiv bleibt,... ? Man mutmasse. Geanuso wie mir nicht klar wird, warum mein gleichzeitig an den Walliser Boten gesandter diesbezüglicher Leserbrief ohne Rückmeldung bis heute unveröffentlicht blieb - es sei denn ich hätte ihn nicht gefunden. Ich selber lasse bei Bedarf Wohnungslose bei mir im Hotel übernachten, gerne. Doch auf Dauer muss es anders werden. Zugebaut sind wir schon, durch die Immobilienspekulationen - schaut genau heute aus dem Fenster, wie viele Fensterläden zu sind (wobei offene Storen kein Beweis ist, dass jemand in einer Wohnung wohnt). Nun werden wir schleichend vertrieben, unmerklich, Wohnung um Wohnung.
Es ist ja nicht so, dass durch meinen Antrag irgend eine Wohnung wertlos würde. Auch mit Mietwohnungen und Verkäufen an hier Lebende kann man Geld verdienen. Auch dort sind gute Preise möglich. Zermatt darf nicht am übermässigen Wirken der Immobilienspekulanten in Erstickungsnot gelangen. Sollten in naher Zeit 1'000 Wohnungen nicht mehr für uns und unsere Gäste zur Verfügung stehen, wird ein massiver Ausfall an Einkommen über ganz Zermatt hinweg zu einer leicht und schnell vom Tisch gewischten Bedrohung: 2000 Menschen weniger die hier jahraus und -ein konsumieren, skifahren, die Infrastruktur mit tragen, Steuern bezahlen, oder 2000 Auswärtige die gerade mal 4 Wochen in Zermatt eine von ihnen nicht mitgetragene Gemeinschaftsleistung ausnützen. "Zugebaut" ja, "zugebaut und vertrieben" nein, dieser Satz soll in keinem zukünftigen Geschichtsbuch über unsere Heimat niedergeschrieben sein. Lasst es dazu nicht geschehen - diese Sache braucht Euer Mitwirken. Zermatt soll Euch, die Ihr mitwirkt und wisst was Ihr mit Zermatt wollt gehören.
Da die Gemeinde passiv wartet, empfinde ich als Bürger eine Not die Aktivität notwendig macht. Wären die Räte für uns da oder nicht beeinflusst, bräuchte es Initiativen (es ist die siebte von diversen Bürgern in 6 Jahren) wie diese meine nun überhaupt gar nicht. Ich schreite weiter,
auf dass wir nicht zu Vertriebenen werden,
im gemeinsamen Sinne
Jürg
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